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„Aus dem Epizentrum des deutschen Fussballs, aus einer Region, in der sich seit den 1980er Jahren nicht nur Berufsbilder und Landschaften geändert haben, in einem Landstrich in dem sich die Identifikation von der Arbeitsstelle auf einer Zeche oder an einem Hochofen ableitete, stammt dieses eine Zitat.

Ein Zitat, welches das Lebensgefühl der Bonner Republik, in wenigen Worten konserviert, für Augenblicke oder gar für 90 Minuten hervorblicken lässt.

Man stelle sich eine Situation vor, in der Nähe eines beliebigen Stadions im Ruhrgebiet. Ein Reporter fragt einen Fan, welcher im vollen Ornat vor ihm steht: „Warum gehen sie zum Fussball?“  Die Antwort ist so kurz wie treffend:

„ Is Samstach!“

Ein Satz, welcher von jedem echten Fussballfan verstanden wird, Bundesweit, von den Anhängern der Kickers aus  Emden genauso wie von den Fans des TSV 1860 Rosenheim, von Cottbus bis Gelsenkirchen. Jeder wird zumindest verschmitzt lächeln. Über einen Satz, welcher so schnell gesagt, wie ehrlich gemeint ist.

Solch ein „Samstag“ ist auch der Gegenstand dieser Sportreportage. Ich habe eine in München bestehende Gruppe von Fussballfans des 1.FC Nürnberg einen Tag und 1265 km auf ihrem Weg zur letzten Auswärtsfahrt ihres Vereins in der Hinrunde der Bundesligasaison 2013/2014 im Zug begleitet.

Der Club aus Nürnberg hatte zu diesem Zeitpunkt die schlechteste Bilanz aller Zeiten in der Fussball Bundesliga vorzuweisen, nach 15 Spieltagen in der Hinrunde noch ohne Sieg und nur erbärmliche 9 Punkte auf dem Konto.

An diesem Samstag wurde ein neuer Rekord aufgestellt. ​
– 16 Spiele ohne Sieg seit Saisonbeginn.

Ein 3:3 nach einer 3:0 Halbzeitführung bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und hitzigen Diskussionen über ein unrechtmäßig gegebenes Abseitstor.

Ich habe viel gelernt an diesem Samstag im Dezember, z.B. auch, was es zu bedeuten hat, wenn einem eine nicht ganz so nette ältere Dame folgenden Kommentar im Bordbistro des ICE entgegenschmettert: „Sie gröhlender, stinkender, gewaltbereiter, alkoholtriefender Bodensatz der Gesellschaft!“

Fahren Sie erstmal auswärts!“

Auszug aus: Markus Maria Wendland. „f3.“ Markus Maria Wendland, 2014.

 

Die Reportagenphotographie, ob bei Reisen, Hochzeiten, Sportveranstaltungen gibt uns die Möglichkeit hinter die Kulisse der abgebildeten Menschen zu blicken, es geht nicht um den schönen Schein, sondern um die Gefühlswelt, welche sich bei näherem Betrachten auftut. Die Dokumentation dieser Gefühle und somit die Bewahrung dieser Momente für Menschen, welche aus irgendwelchen Gründen nicht teilhaben konnten war die an mich selbst gestellte Aufgabe für diese „Sportreportage“. Als Stilmittel habe ich mich für ein 50mm Normalobjektiv (bei Vollformat) entschieden um der natürlichen Sicht möglichst nahe zu kommen.

Hier sind einige Beispiele aus dem bei Itunes kostenlos erhältlichen e-Book:

 

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